Lutherfahrt 2021

Die Geschichte hinter unserer Reise

Leider mussten aufgrund der andauernden Pandemie alle größeren Veranstaltungen und Aktionen anlässlich des 500. Jahrestages der Entführung Luthers abgesagt werden. Um das Jubiläum nicht gänzlich ungenutzt verstreichen zu lassen, reifte die Idee heran, ganz im Sinne des aktuellen Zeitgeistes mit der ersten elektrisch betriebenen Kutsche Thüringens den Lutherweg 1521 von Worms aus anzutreten.  Durch die angespannte Lage im Frühjahr letztlich doch verwehrt, fand die Reise dann vom 30. August bis zum 7. September statt.
In den historischen Tagesetappen wurde der Pilgerweg bis hin zur Wartburg bei Eisenach befahren, um unterwegs an Orten Station zu machen, die auch schon der Reformator besucht hat. Gut gerüstet mit kulinarischen Spezialitäten unserer Heimat traten wir die Reise an und freuten uns auf spannende Begegnungen entlang des Weges.
Auf diese Weise begingen wir das Jubiläum gemeinsam mit unseren Partnern und Freunden und tauschten uns hierbei über die Zeitenwende aus, der wir uns auch heute wieder gegenübersehen.
Klimawandel, Umweltbewusstsein, neue Formen der Mobilität und verantwortungsvoller Konsum sind nur einige der Themen, die Gesellschaften und Menschen heute bewegen. Dazu sammelten wir unterwegs in vielen interessanten Gesprächen „neue Thesen“, welche die Sicht der Menschen auf die aktuellen Herausforderungen unserer Zeit widerspiegeln. Anschließend sollen diese Thesen Grundlage für eine pädagogische und künstlerische Nachbetrachtung sein.

Tatort Glasbachgrund

Eine historische Kriminalgeschichte

Nahe dem kleinen Bergdorf Steinbach heute ein Ortsteil der Kurstadt Bad Liebenstein wird am späten Nachmittag des 4. Mai 1521 eine Reisegruppe im Glasbachgrund überfallen. Abgesehen haben es die vermeintlichen Räuber nur auf einen, Martin Luther!
Luther, der seine interne Kirchenkritik am Ablasshandel in 95 Thesen formuliert hatte die mittels des neu aufkommenden Buchdrucks eine breite Öffentlichkeit erfuhren, ist in einem Prozess auf dem Reichstag zu Worms vom deutschen Kaiser Karl V mit der Reichsacht belegt worden. Er gilt somit als vogelfrei.
Von Worms tritt er am 26. April 1521 seinen Rückweg an. Das Ziel ist Wittenberg. 
Über Friedberg und Grünberg reist er nach Hersfeld. Dort predigt er am Morgen des 1. Mai in der Kirche des Benediktiner Ordens.
Auf der Weiterreise erreicht er in Berka an der Werra kursächsisches Gebiet. Abends trifft er in Eisenach ein. Dort predigt er am 2. Mai in der Georgenkirche und schreibt danach in einem Brief an den Grafen von Mansfeld, dass er sich eine Zeit lang ein tun lassen muss. Mehr wisse er nicht.
Während seine anderen Reisegefährten am nächsten Tag im ersten Reisewagen direkt nach Gotha weiterfahren, verlässt Luther, der mit Nikolaus von Amsdorf und dem Augustinermönch Johannes Zacharias Petzensteiner im zweiten Reisewagen sitzt, die große Heerstraße um auf einer Seitenstraße über Möhra, Altenstein und Waltershausen nach Gotha zu fahren. In Möhra übernachtet er bei seinem Onkel Heinz Luther im sogenannten Stammhaus in dem sein Vater und auch dessen Vorfahren geboren worden. Am Morgen des 4. Mai predigt er im Heimatort seines Vaters auf dem Platz, der heute nach ihm benannt ist und wo ein Denkmal an ihn erinnert.
Im Anschluss reist er mit seinen Gefährten und dem Kutscher weiter, um über den Gebirgskamm in Richtung Waltershausen zu gelangen. Sie kommen mit dem Fuhrwerk in einen steilen Hohlweg und müssen langsam fahren. Am Eselskopf nun, unweit von Steinbach, überfallen fünf vermummte Reiter die Kutsche, fesseln Luther die Hände und zwingen ihn neben den Pferden her zu laufen. Nach einigen hundert Metern halten die Entführer an einer großen Buche und geben sich als Freunde zu erkennen.
Um Luthers Leben zu schützen, soll dieser im Auftrag des sächsischen Kurfürsten Friedrichs des Weisen zum Schein entführt und auf die Wartburg gebracht werden, wo er unter falschem Namen in Sicherheit sein wird.
Für Martin Luther steht ein Pferd bereit. Nachdem er die Kleidung gewechselt hat, reitet die Schar kreuz und quer durch den Wald um etwaige Verfolger abzuschütteln. Spät nachts erreichen die Reiter schließlich die Wartburg, wo Martin Luther von da an unerkannt als Junker Jörg lebt und in nur zehn Wochen das neue Testament ins Deutsche übersetzt.
Der Baum, der wohl Zeuge des Geschehens war, wurde später als Lutherbuche ein Ort des Andenkens und der Verehrung Martin Luthers. Die unweit zu Tage tretende Quelle taufte man auf den Namen “Lutherborn” und das umgebende Areal ist heute als der “Luthergrund” bekannt. Am 18. Juli 1841 fiel der Baum einem Sturm zum Opfer. An seiner Stelle wurde 1857 das heute zu sehende Lutherdenkmal in Obeliskenform eingeweiht.

Die Inschriften des Obelisken im Glasbachgrund